Dieses Video zum FST/Fremde-Situations-Test von Mary Ainsworth, ist ein grandioses Video, wie ich finde. Wie das mit den grandiosen Videos häufig so ist, sind sie auf Englisch. Ich werde im folgenden Text das Video erläutern und übersetzen, sodass auch jemand, der kein Englisch kann, das Video verstehen kann. Viel Spaß beim Staunen!
Zum Verständnis:
Bindungstypen
In dem Video werden die ersten drei der folgenden vier Bindungstypen vorgestellt. Derzeit sind die Bindungstypen in vier Kategorien eingeteilt:
1. Sichere Bindung | FST
2. Unsicher-vermeidende Bindung | FST
3. Unsicher-ambivalente Bindung | FST
4. Desorganisierte Bindung
- (wurde erst nach dem Entwurf des FST/Strange Situation von Mary Ainsworth als eigenständiger Bindungstyp definiert, daher nicht im Video)
Video-Übersetzung zum FST
Einleitung
This experiment is designed to gauge how secure is the crucial relationship between mother and child.
Dieses Experiment soll zeigen, wie sicher die entscheidende Beziehung zwischen Mutter und Kind ist.
„The value of the test has been established in studies: to watch a child at the age of one year and then follow it up and interview him about the relationships to their parents, when they were twenty-one years old. So quiet confident in the long-term significance of this relationship.“
Der Wert des Tests wurde in Studien festgestellt: Ein Kind im Alter von einem Jahr zu beobachten und es dann bis zum Alter von 21 Jahren zu verfolgen, und es über die Beziehungen zu seinen Eltern zu befragen. Also recht sicher, was die langfristige Bedeutung dieser Beziehung betrifft.
1. FST: Sichere Bindung
0:35 min: 1. Situation – sicheres Kind
„After a view minutes play, the mother gets a signal to leave the room. The key-response in the experiment is the child’s reaction to her mother’s return.“
Nach einigen Minuten erhält die Mutter ein Signal, den Raum zu verlassen. Die Schlüsselantwort im Experiment ist die Reaktion des Kindes auf die Rückkehr der Mutter.
“The important clue is weather the baby is able to come down by the contact with her mother and get back to play. Sometimes it takes a couple of minutes. You see: when the mother was out, she was only interested in the mother, now interested in the toys. Now she has the contact with her mother, she is beginning to show a little interest in the environment, and shortly, she will be right back with the toys where we started.“
Der wichtige Hinweis ist, ob das Baby durch den Kontakt mit seiner Mutter herunterkommen und wieder spielen kann. Manchmal dauert es ein paar Minuten. Sie sehen: Als die Mutter weg war, interessierte sie sich nur für die Mutter, jetzt für die Spielzeuge. Jetzt hat sie den Kontakt zu ihrer Mutter, sie zeigt ein wenig Interesse an der Umwelt und in Kürze ist sie wieder mit den Spielsachen beschäftigt, mit denen wir angefangen haben.
„So you would call this baby a secure one?“
Also würden Sie sagen, dass dies ein sicheres Kind ist?
„Yes, yes.“
Ja, ja ganz genau.
2. FST: Unsicher-vermeidende Bindung
1:54 min: 2. Situation
Das Kind folgt der Mutter zur Tür. Wir haben die Mutter gleich sofort wieder reingeschickt. Der Punkt an dem Experiment ist nicht, die Kinder übermäßig zu stressen, sondern sie herauszufordern. Also dieses Kleinkind nimmt die Hände vor das Gesicht, eine traurige Geste.
Das Gesicht schaut nach unten und, als die Mutter den Körperkontakt zu dem Kind wieder aufnimmt, lässt das Kind weiter den Kopf hängen und streckt die Arme ab. Als die Mutter sich mit dem Kind auf den Stuhl setzt, ist das Kind immer noch traurig.
„He is low keyed“
Er ist zurückhaltend.
„So you would call this insecure?“
Also würden Sie dieses Kind als unsicher bezeichnen?
„Yes. Insecure. He is avoidant. He is not engaging her and the reunion is not effective. […]“
Ja, unsicher. Er ist vermeidend. Er lässt sich nicht auf sie ein, und die Wiedervereinigung ist nicht wirksam. Es ist wichtig sich zu erinnern, dass das, was ihn verärgert hat, ihre Abwesenheit war. Ihre Rückkehr sollte die Lösung seines Problems sein.
3. FST: Unsicher-ambivalente Bindung
2:41 min: 3. Situation
“This is another pattern that we see in babies who are not good in using their mother as a secure base at home.”
Dies ist ein weiteres Muster, das wir bei Babys beobachten, die nicht gut darin sind, ihre Mutter als sichere Basis zu Hause zu nutzen.
„This baby is also insecure. […]“
Dieses Kleinkind ist auch unsicher. Wir sehen das Kind beim Spielen, bevor die Mutter den Raum und das Kind verlässt. Als sie wieder da ist, nimmt sie ihn hoch und er kann sich nicht beruhigen. Er ist immer noch verärgert. Sie bietet ihm ein Spielzeug an, um ihn aufzuheitern, zu trösten, abzulenken, und er schlägt das Spielzeug weg. Sie bietet ihm ein weiteres Spielzeug an, und er stößt es weg. Er ist wütend.
„We call these babies resistant or ambivalent, because they both want her back and yet cannot use the contact. We think that the difficulty is that in the past, when he sort comfort, she’s been inconsistent weather she is available and responsive or not.“
Wir nennen diese Kinder ambivalent, also widersprüchlich/entgegengesetzt, weil sie gleichzeitig die Mutter zurück wollen und im Gegensatz dazu den Kontakt zur Mutter nicht nutzen können. Wir denken, dass das Problem darin liegt, dass, als er in der Vergangenheit Trost bei der Mutter gesucht hat, die Mutter nicht konstant, sondern unbeständig für ihn da war. Das Kind hat also erfahren, dass die Mutter als Schutz mal erreichbar war und auch nicht, vielleicht sogar abweisend oder agressiv reagiert hat. Dann kommt es als Folge zu diesem gestörten unsicheren Bindungsmuster.
Ende Video zum FST
4. Desorganisierte Bindung
Der desorganisierte Bindungstyp wurde nach dem Verfahren von Mary Ainsworth noch mit dazu genommen und für sich als eigenständiger Bindungstyp definiert. Er wird im Video daher nicht veranschaulicht, da es ursprünglich zur Zeit, als Mary Ainsworth das Verfahren entwickelt hat, die Bestimmung dieses Bindungstypen noch nicht gab. Ihr findet auf YouTube auch noch eine Reihe Videos, die diesen und alle anderen Bindungstypen, auch auf Deutsch, vorstellen.
Mein Fazit
Das Kind ist vom Vater und von der Mutter abhängig und richtet sein Verhalten auf das Verhalten der Eltern aus. Wenn das Verhalten des Kindes gestört ist, wie das zweite und dritte Beispiel im Video zeigt, dann liegt dies an einer Störung der Mutter und/oder des Vaters, die sich auf das Kind überträgt.
Vater mit Kind: Kinder können zu mehreren Personen eine eigenständige Bindung aufbauen
Denn das Kind ist abhängig von der Mutter, vom Vater und Umfeld, und richtet sein Verhalten nach dem Verhalten seines Umfelds aus. Entscheidend ist in diesem Experiment also nicht, wie sich die Mutter gerade zu diesem Zeitpunkt verhält, sondern entscheidend ist die Bindung zwischen Mutter und Kind, welche sich seit dem Entstehen des Kindes im Mutterleib bis zum Experiment entwickelt hat. Krankheit, wie beispielsweise lieblose Verhaltensweisen- und muster, ein Trauma oder auch eine Kindbettdepression bei der Mutter und beim Vater, sind Störungen, die zu einer gestörten Beziehungsebene zwischen Mutter/Vater und Kind führen können. Dies beeinflusst und beeinträchtigt die ganze folgende Entwicklung des Kindes bis ins Erwachsenenalter, wenn es darum geht zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu halten.
Menschen, die immer wieder in verkorksten Beziehungen scheitern, und sich eine erfüllte Partnerschaft wünschen, müssen die Wurzel des Problems behandeln. Und die liegt nicht bei dem anderen, sondern in ihrer Beziehung zu ihren Eltern.
Erinnere dich daran, wenn dein Kind das nächste Mal wieder deine Liebe und Aufmerksamkeit fordert, auch, wenn dir gerade der Schädel brummt, und du dich maßlos über jemanden geärgert hast und dein Kind dich gerade in dieser Situation „nervt“, dir „den letzten Nerv“ raubt: Denke daran, dass der kleine Engel da, der dir gerade auf die Nerven fällt dein Glück ist, dass du beschützen, behüten und mit Liebe behandeln musst. Gehe mit Liebe auf dein Kind ein und sei immer für dein Kind da. Nimm dein Kind ernst! Mach dir bewusst, dass dein Kind nichts dafür kann, sondern, dass du gerade das Problem bist und hast, nicht dein Kind.
Was Wiki kurz und bündig zum FST sagt:
Ursachen für unterschiedliche Bindung
Das Interaktionsverhalten zwischen Kind und Bindungsperson (normalerweise die Mutter) ist ausschlaggebend für die Entwicklung einer sicheren Bindung. Das bedeutet, dass die Bindungsperson feinfühlig die Signale des Kindes bemerken, zutreffend interpretieren und angemessen und prompt darauf reagieren muss, um eine sichere Bindung aufzubauen. Werden diese Anforderungen durch die Bindungsperson nicht erfüllt, so erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für die Ausbildung eines unsicheren (ambivalenten, vermeidenden oder desorganisierten) Bindungsmusters beim Kind.
Nachfolgeuntersuchungen zum FST
Grossmann & Grossmann (1980, Uni Bielefeld)
– Versuchspersonen: 46 Kinder (bei den Kindern im Alter von 12 Monaten führte man den FST mit der Mutter durch, bei den Kinder im Alter von 18 Monaten dagegen mit dem Vater.)
– Fragestellung: Kann das Kind auch zu zwei Personen eine sichere Bindung (B-Bindung) herstellen?https://de.wikipedia.org/wiki/Fremde-Situations-Test
– Ergebnis:
1. Kinder können Bindung zu 2 Personen aufbauen
2. Die mit dem Kind verbrachte Zeit ist nicht wesentlich für Bindungsqualität
3. Die Mutter wird nicht grundsätzlich dem Vater vorgezogen
Lerne über dich selbst zu lachen und über dich selbst zu weinen!
Weiterführende Links:
Links Bilder
- https://pixabay.com/de/photos/haustiere-hund-corgi-s%C3%BC%C3%9F-4415649/
- https://pixabay.com/de/photos/bett-hund-tiere-haustiere-1284238/
- https://pixabay.com/de/photos/border-collie-schneeflocken-schwarz-1149417/
Das Video wurde mir empfohlen von Pinar K.. Vielen Dank dafür und alles Liebe!