Grand Canyon: Jenseits der Vorstellungskraft
Als ich das erste Mal am Grand Canyon stand, kamen mir die Tränen. Es dauerte gut eine Stunde bis ich mich an die Höhe gewöhnt hatte und mich traute, näher heranzutreten. Ich verließ den asphaltierten Weg des Parkplatzes und stand am Grand Canyon. 2 Meter vor mir ging es circa 1600 Meter in die Tiefe. Der Anblick überwältigte mich und ich kann meine Erfahrung am Grand Canyon bis heute mit nichts anderem vergleichen. Für mich ist der Grand Canyon eine Naturgewalt. Kein Foto und keine Statistik kann einen auf die überwältigende Weite und Tiefe des Grand Canyon vorbereiten. Es liegt außerhalb der menschlichen Vorstellungskraft. Gerade fährt man noch durch einen Wald und plötzlich tut sich vor einem dieser unvorstellbare Abgrund auf. Der Grand Canyon ist 446 km lang und bis zu 29 km breit. Obwohl er damals vorab nicht zu meinen ersehnten USA Highlights gehörte, so wurde er es als ich vor ihm stand. Als mir diese Woche die Ausgabe 09/2016 des National Geographic, über eine 1000 km lange Durchquerung des Grand Canyon, in die Hände fiel, dachte ich mir, das ist ein guter Start für die BLOGSBERG-Reihe "Wandern in den USA".
Wandern im Grand Canyon
Eine gute Möglichkeit die Weiten und Tiefen des Grand Canyon zu erkunden ist zu wandern. Ein Abstieg vom Rim zum Colorado River wird mit mehr als nur einem anderen Blick auf den gleichen Canyon belohnt. Die ausgebauten Wanderwege des Grand Canyon, die sich insgesamt über eine Länge von circa 800 km erstrecken, führen den Wanderer durch völlig unterschiedliche Landschaften. Außergewöhnliche Tierarten wie der Puma leben in diesem einzigartigen Weggelände, das aufgrund seiner extremen Umweltbedingungen auch für erfahrene Wanderer eine Herausforderung ist.
Extreme Anforderungen
Egal was Sie bereits gesehen und erlebt haben, der Grand Canyon ist anders. Die meisten Wanderer sind gewohnt Berge hinaufzusteigen. Schluchtwanderungen im Grand Canyon sind trügerisch verführerisch. Der Abstieg scheint leicht zu sein und Sie kommen schnell voran. Es gibt immer wieder eine grandiose Aussicht und der Colorado River lockt. Nachdem Sie am Colorado River angekommen sind müssen Sie jedoch auch wieder zum Rim hochsteigen, es sei denn Sie haben vor wild oder auf einem der vielen Campingplätze im Grand Canyon zu übernachten. Bei Tagesausflügen haben Sie den Aufstieg noch vor sich, wenn Sie sich auf den Rückweg machen. Bei den meisten zeigen sich dann schon die ersten Ermüdungserscheinungen und die Mittagssonne steht voll im Canyon. Im Frühling, Sommer und Herbst bedeutet das einen circa 1440 Meter hohen Aufstieg bei knapp 50 Grad Celsius und praller Sonne, nachdem Sie bereits mehrere Stunden Abstieg hinter sich haben. Freuen Sie sich, wenn Sie gesund und sportlich sind haben Sie nichts zu befürchten. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen hingegen sollten vorsichtig sein. Nehmen Sie bei einem Tagesausflug von 6 h Gehzeit mindestens zwei Liter Wasser pro Person mit!
Der South Rim liegt circa 2130 Meter über dem Meeresspiegel, der North Rim circa 2440 Meter. Die meisten Wanderer brauchen die doppelte Zeit des Abstiegs für den Aufstieg. Park-Ranger sagen, dass Wanderer im Durchschnitt 3,2 km (2 mi) pro Stunde für den Abstieg und 1,6 km (1 mi) pro Stunde für den Aufstieg benötigen.
Die beste Jahreszeit zum Wandern
Die beste Jahreszeit zum Wandern im Grand Canyon ist Frühling oder Herbst, wenn die Temperaturen nicht so heiß sind. Im Sommer ist aufgrund der Urlaubszeit Hochsaison im Grand Canyon. Versuchen Sie zu dieser Jahreszeit so früh wie möglich zum Wandern aufzubrechen. Es wird empfohlen um spätestens 7.00 Uhr für Tageswanderungen und um 05.00 Uhr für Klettertouren loszugehen.
Havasupai Falls
III. Den kompletten Grand Canyon durchqueren?
Es gibt keinen offiziellen Fernwanderweg, der den kompletten Grand Canyon entlang führt. Der Grand Canyon ist, abseits des South- und North Rim, größtenteils unerschlossenes Gebiet. Bisher haben erst zehn Menschen den ganzen Grand Canyon ohne Unterbrechung durchquert. Im Winter 1976 soll der Flussschiffer Kenton Grua als erster den Grand Canyon am Stück gewandert sein. Der 25-Jährige soll laut National Geographic, für die Durchquerung des Grand Canyon, entlang der Südseite des Colorado River, 37 Tage für rund 1000 km gebraucht haben. Immerhin weitere dreiundzwanzig Wanderer sollen den Grand Canyon in mehreren Etappen durchquert haben.
Literatur:
Greg Ward, The Rough Guide to the Grand Canyon, 2011: Amazon.de
Schreibe einen Kommentar