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Jakobsweg/Camino de Santiago/The Way of St James

Camino-Story

Sarah, die Gründerin von Tramunquiero, war 2012 auf dem Camino Primitivo, dem ursprünglichen Jakobsweg unterwegs. Der Camino Primitivo gilt als älteste Wegführung des Jakobsweges und ist 310 km lang. Er führt von der alten asturischen Hauptstadt Oviedo im Norden Spaniens über Lugo nach Santiago de Compostela.

Karte vom Camino Primitivo

Der Camino Primitivo ist auf diesem verlinkten Bild in grün dargestellt.

Jakobsweg/Camino de Santiago | Camino Primitivo | Grandas de Salime - Fonsagrada
desexamosvos boa viaxe (Galicisch) – Wir wünschen Ihnen eine gute Reise

Wir schreiben das Jahr 2012: Nach einer Trennung und ein festgefahrenes Studium später, entschließt sich Sarah mit einer fetten Depression auf den Jakobsweg zu gehen, um wieder auf die Beine zu kommen. Und es funktioniert. Auf dem Weg lernt sie die zwei Spanier Alvaro und Javier sowie den französischen Senior Ives kennen, die wie Sarah den Jakobsweg allein antreten.

Geplagt von Selbstzweifeln hat Alvaro, den Sarah als erstes in Oviedo trifft, Angst loszulaufen. Aus Angst bis Santiago de Compostela einen Klotz am Bein durchzuschleppen, lässt Sarah den verunsicherten Spanier in Oviedo zurück und läuft los. Alvaro überwindet seine Angst glücklicherweise noch am selben Tag und macht gleich eine Etappe auf Sarah gut. So kommt es, dass sie einen Großteil des Weges ohne Alvaro läuft, der meist einen Tag vor ihr auf dem gleichen Weg, dem Camino Primitivo, zu Deutsch ursprünglicher Jakobsweg, unterwegs ist. Der Camino Primitivo beginnt in Oviedo, Spanien und endet wie alle Jakobswege, die sich über ganz Europa erstrecken, in Santiago de Compostela.

Start des Camino Primitivo: Oviedo, Spanien | Vor der 1. Etappe | links: Sarah Böttger, mitte: Alvaro, rechts: Tino, der den Camino del Norte lief

Nach ihrer ersten Etappe und an ihrem zweiten Abend auf dem Camino trifft Sarah den Spanier Javier und den Franzosen Ives in einer Herberge. Der Camino Primitivo ist im Gegensatz zum französischen Jakobsweg ein weniger frequentierter Fernwanderweg. Der französiche Jakobsweg, auch Camino Francés, ist der Jakobsweg, den Hape Kerkeling lief, wie viele andere auch. Karte vom Camino Francés hier in gelb.

Sarah läuft also zeitgleich mit nur 3 anderen Pilgern in Oviedo los und die Vier haben gleich zu Beginn eine Gemeinsamkeit: sie sind alle allein angereist. Allein bleibt auf dem Camino de Santiago (sp. Jakobsweg) jedoch niemand lange. Ab hier laufen Sarah und Javier bis auf wenige Ausnahmen zusammen bis Santiago de Compostela. Dabei treffen sie immer wieder auf Alvaro, der auf dem Weg anfängt sichtlich aufzublühen. In Santiago de Compostela angekommen trennen sich dann allerdings ihre Wege und Sarah muss ohne ihre spanischen Freunde bis zum Kap Finisterre weiterlaufen.

Jakobsweg/Camino de Santiago | Camino Primitivo | Santiago de Compostela
Santiago de Compostela con Alvaro y Javier

Die Zeit nach dem Camino

1 Jahr und 9 Monate später traut Sarah sich und bricht ihr festgefahrenes Studium ab. Noch im gleichen Jahr beginnt sie ihren Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Weitere 2 Jahre später gründet Sarah ihr erstes eigenes Unternehmen Tramunquiero, benannt nach dem spanischen Gebirge Tramuntana, in dem ihr Traum begann.

Sarah über den Camino Primitivo:

Von Alvaro habe ich das spanische Wort tronca (umgangssprachlich: weiblicher Kumpel) gelernt, und, dass man einen befürchteten Klotz am Bein ziemlich lieb gewinnen kann und es sein kann, dass es einem passiert, dass man nachher derjenige ist, der Schwierigkeiten hat sich vom Klotz, welcher sich zum Sonnenschein entwickelt hat, zu trennen. Von Javier habe ich gelernt, dass man sich im Leben durch keine Situation durchquälen sollte. Das sah ich damals nicht so, ich war schließlich immer noch wild entschlossen mein Studium durchzuziehen, welches mir zum Hals herauskam. Ich stimmte erst viele Jahre später mit meinem Pilgerfreund überein.

Santiago de Compostela con Alvaro

Mein Soundtrack zum Camino de Santiago 2012

Ein Weg über Nächstenliebe und Neuanfang

Ein Pilger ist in Spanien herzlich willkommen und gern gesehen. So wie ich gehen viele wegen einer Lebenskrise oder wegen einer Erkrankung auf den Jakobsweg. Die Gemeinschaft und Nächstenliebe, die man auf dem Weg erfährt, gibt einem Kraft und Zuversicht. Es ist ein besonderer Zusammenhalt. Fremde werden zu Freunden. Die Pilger nennen ihre Gemeinschaft auf dem Camino daher auch Familie.

Es herrscht eine vertraute Offenheit über sich selbst und seine Beweggründe, warum man den Jakobsweg läuft ohne großes Drama. Die compañeros hören zu und nehmen Anteil. Es ist eine besonders schöne Erfahrung seine Gedanken und Gefühle mit Außenstehenden zu teilen, die einem so vertraut sind, obwohl man sie noch nicht lange kennt.

Spanien ist ein Teil von dir

Der erste Schritt auf einem langen Weg in die Freiheit

Fernab von flimmernden Bildschirmen und alltäglichen Verpflichtungen kann man auf dem Camino de Santiago Vieles für eine Zeit zurücklassen und loslassen. Zumindest so lange, bis man wieder in sein altes Leben zurück muss. Für mich war das zu dieser Zeit auf dem Jakobsweg eine bedrückende Vorstellung. Denn die Probleme, die zu Hause auf einen warten, möchten gelöst werden. Man kann laufen und den Kopf frei bekommen, um Abstand zu gewinnen und wieder klar zu sehen und wieder zu hören was dein Herz dir sagt und dein Bauch fühlt.

Wer dich aufhalten will, wird dir vielleicht an den Kopf werfen, dass du vor deinen Problemen davon läufst. Ich glaube nicht, dass man auf dem Jakobsweg vor seinen Problemen davon läuft, im Gegenteil. Für mich steht der Jakobsweg für Neuanfang. Ich habe mehrere Menschen getroffen, die ihr Leben nach dem Jakobsweg komplett umgekrempelt haben und aus ihrem bisherigen Leben ausgestiegen sind.

Rückblickend steht der Camino für mich an meinem Neuanfang. Die Entscheidung auf den Camino zu gehen, hat mir auch ein wenig Mut abgefordert. Ich glaube es ist dieser Mut, der Schritt zum Camino und zum Aussteigen aus dem Alltag, der in mir bis heute nachhallt und mein Leben verändert hat.

Jakobsweg, Kap Finisterre
Kap Finisterre 2012

Raus aus dem Hamsterrad und gegen den Strom, habe ich mich seit dem Camino Stück für Stück frei gemacht von meinen eigenen Beschränkungen. Der Studienabbruch steht symbolisch dafür und ist mir so schwer gefallen. Heute denke ich, bist du bekloppt, na und? So ein Quatsch sich deswegen so fertig zu machen und lache. Es hat viele Jahre gedauert bis ich meinen Weg verstanden habe. Mir hat die Leichtigkeit gefehlt mein Studium loszulassen. Jeder von uns steckt irgendwie mal fest, ob in Situationen oder Beziehungen. Man muss loslassen, um neue Chancen und Wege zu entdecken. Der Jakobsweg war für mich der erste Schritt auf einem langen Weg in die Freiheit und eine Inspiration.

Man sollte seinen Freunden und seiner Familie zu Hause Bescheid sagen, dass man die nächsten Wochen nicht zu erreichen ist. Ganz nach Hapes Motto: Ich bin dann mal weg! Man sollte sich diese Zeit selbst gönnen. Wenn nicht, dann kommt das auf dem Weg. Schreibe dir einen Wunschzettel und glaube, dass er in Erfüllung geht!

Reiseführer-Tipp

Im Jahr 2012 war der Reiseführer Spanien: Jakobsweg Camino Primitivo von Raimund Joos der beste Reiseführer, den es zum Camino Primitivo gab. Man brauchte keine andere Lektüre, um sich optimal auf den Weg vorzubereiten und alle nötigen Infos in einem Werk zusammengefasst zu haben. Der Franzose war neidisch auf unseren super deutschen Reiseführer.

Spanien: Jakobsweg Camino Primitivo von Raimund Joos (Amazon-Link)

Reportage vom französischen Jakobsweg

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